Ralf Biebeler war verantwortlicher Kameramann bei der Filmproduktion auf Hawaii.

Filmproduktion auf Hawaii

Im Jahr 2009/2010 fand eine Filmproduktion auf Hawaii mit Sebastian Steudtner statt. Wir haben einen Trailer über das Big Wave Surfen und die Menschen hinter den Kulissen erstellt.


Für die Produktion kam jede Menge spezieller Kameratechnik zum Einsatz.

Kapitel 1: Das Tagebuch der Produktion

Vor wenige Jahren produzierten wir im Rahmen einer Filmproduktion auf Hawaii einen Teaser für eine Dokumentation über das Big Wave Surfen. Im Januar reiste unser Kameramann Ralf Biebeler nach Hawaii. Dort fanden Testdreharbeiten für den Film be.real statt. Es ging darum die Technik für eine solche Produktion zu verstehen. Dabei gab es einige Tücken, wie sich herausstellte. Die Aufnahmen, die wir machen wollten, spielten sich an Land, zu Wasser und in der Luft ab. Der Plan war perfekt. Die Flüge ebenso. Doch vor Ort, auf Hawaii, änderte sich beinahe stündlich jegliche Planung. Daraus entstand das folgende Tagebuch und der Trailer zum Film be.real.

Kapitel 2: Vorfreude und erste Dämpfer

Nach einer 30-stündigen Reise von Frankfurt nach Hawaii kam ich zur Mittagszeit auf Maui an. Sebastian Steudtner holte mich vom Flughafen ab und wir fuhren gut 30 Minuten über die Insel. Vorbei an Ho'okipa, dem wohl berühmtesten Windsurfstrand der Welt. Weiter ging es bis zu Jaws, dem Spot, der in den nächsten Tagen häufiger unser Ziel sein würde. Hier trifft sich jährlich die Elite der Big Wave Surfer. Für unsere Filmproduktion auf Hawaii war Jaws Gold wert. Sebastian verpasste mir den ersten Dämpfer. Die Wellen sollten in den nächsten Tagen nicht brechen. Die in Aussicht gestellten spektakulären Surfaufnahmen verflogen erst einmal. Genauso war im Vorfeld schon der Plan einen Leichtkran auf einen Jetski zu montieren, verflogen. Ein Jetski ist eine viel zu wacklige Angelegenheit. Solche Experimente hätten also nicht funktioniert. Abends holten wir unsere Assistentin ab, die für den gesamten Ton während der Produktion verantwortlich sein sollte.

Im Helikopter flog Kameramann Ralf Biebeler über Hawaii.

Kapitel 3: Verschobene Pläne

Am nächsten Tag konnte es losgehen: Ab ins Wasser zum Filmen. Ich vergaß jedoch, dass die Wellen nicht vernünftig brachen. "Was machen wir heute", fragte ich Sebastian. Der meinte, dass wir erstmal Schritt für Schritt durchgehen, was zu drehen ist. Das hatten wir im Vorfeld zwar auch schon gemacht, aber lieber einmal zu viel als zu wenig. Ich selbst wollte endlich filmen. Wenn es schon keine Wellen gab, dann doch wenigstens ein Interview. Doch die Surferszene ist ziemlich entspannt, was Planungen angeht. Da geht es nicht so einfach von jetzt auf gleich. Einen Termin, den man morgens für den Abend ausmacht, muss man sich mindestens zwei, drei Mal im Laufe des Tages bestätigen lassen. Das Prinzip hatten wir zwar angewandt, aber es hatte trotzdem nicht immer funktioniert. Unser erster Interviewpartner Bobo hatte partout keine Zeit. Wir entschlossen uns deshalb sicherheitshalber Footage zu kaufen. Sebastian kannte einen Produzenten, der im legendären Wellenjahr 2004 auf Maui sehr viele Aufnahmen gedreht hatte. Aldo war sehr freundlich und ließ uns im Studio seine Bänder durchschauen. Schließlich verließen wir Aldo mit 15 Minuten spektakulären Szenen und um 1.200 Euro erleichtert.

Kapitel 4: Filmproduktion auf Hawaii - Drehtag 1

Am nächsten Morgen sollte endlich die Kamera ausgepackt werden. Die Sonne schien und alles passte für eine perfekte Filmproduktion auf Hawaii. Ich packte das Equipment ein und wir fuhren zu Kaleo Amadeo. Er ist einer der Küstenposten auf Maui. Er hat schon einige Surfer aus dem Wasser geholt und stürzt sich gern auch selbst in die Wellen. Wir hatten eine HDV-Backupkamera dabei, die im Fall der Fälle Bilder liefern könnte. Sie stand auf einem kleinen Stativ. Das war wesentlich flexibler auf Sand, Gestein und Klippen. Die Panasonic HVX200 hatte ich auf dem Steadystick samt Gürteltasche an meinem Gürtel. In diesem Zusammenhang könnte für Sie, lieber Leser, die Frage interessant sein, welche Kamera Kameramann oder Kamerateam wann einsetzt. Ein Blick in unsere FAQ verrät es Ihnen. Dort finden Sie auch die Antwort auf die Frage, welche Technik generell zum Einsatz kommt.

Aber zurück zum eigentlichen Thema: Unserer Assistentin drückte ich das Mikro in die Hand und es ging los. Kaleo war ein lockerer und sehr positiv gestimmter Interviewpartner und Sebastian holte alles aus ihm raus. Der weitere Dreh verlief reibungslos. Wir hofften, dass der Dreh mit Bobo und dem zweimaligen Windsurfweltmeister Kauli Seadi auch so erfolgreich sein würde. Doch keiner hatte Zeit. Also fuhr ich zurück in meine Unterkunft. Dort spielte die Aufnahmen von Kaleo ein und fing an, das Interview abzutippen.

Sebastian Steudtner im Interview mit anderen Legenden des Wassersports.

Kapitel 5: Footage sammeln

Der Tag begann 7 Uhr. Draußen regnete und stürmte es. Auch auf Hawaii gibt es Winter. Warm war es mit ca. 20° trotzdem jeden Tag. Allerdings machten uns die Regengüsse zu schaffen. Plötzliche und heftige Schauer sind zu dieser Zeit keine Seltenheit. Den Vormittag verbrachten wir mit einer Fahrt ans südliche Ende der Insel. Auf dem Weg dahin sammelten wir Aufnahmen. Unter anderem mit einem Bilora-Autostativ, das auch bei 80 km/h noch bombenfest an der Außenseite der Scheibe hielt. An unserem Ziel wollte ich sofort wunderschöne Aufnahmen vom örtlichen Lavastrand machen. Später fuhren wir zu Kauli Seadi, um ein Interview zu drehen. Der Windsurfweltmeister wartete schon auf uns. Es kam, wie es kommen musste: Das vorhandene Licht reichte nicht aus. Ich hatte ein Sachtler-Reporterlicht dabei. Das haben wir an den Akkugürtel anschlossen und die Szenerie damit aufgehellt. Mit nur drei Mann in der Crew war das recht schwierig. Immerhin stellte einer die Fragen, der andere arrangierte das Licht und der Dritte drehte. Doch wer sollte den Ton machen? In unserem Fall der Tisch. Die Tonangel lehnten wir einfach so daran. Nie wieder, dachte ich mir. Irgendwann hat auch der geduldigste Kameramann die Nase voll von dauernd umfallenden Tonangeln.

Kapitel 6: Keine Kameramänner auf Hawaii

Am folgenden Tag ging es auf eine andere Insel zu Sebastians Tow-Partner Nelson Armitage Jr. Er war der Mann, der ihn mittels Jetski aus dem Wasser holt. Nelson wohnt auf Kauai. Irgendwie hatte ich das mulmige Gefühl, dass unser Akkugürtel am Flughafen zu Irritationen führen könnte. So war es auch. Die Sicherheitsbeamten hielten ihn für einen Sprengstoffgürtel und inspizierten ihn ganz genau. Als sie feststellten, dass man damit lediglich eine Lampe zum Leuchten bringen konnte, ließen sie uns passieren. Wir nahmen nur das nötigste Equipment mit. So mussten wir nicht erst noch Gepäck aufgeben. In diesem Fall war der Steadystick aufgrund seiner Größe ideal. Auch das kleine Stativ für die Canon HV20 war leicht und sicher verstaut. Der Dreh mit Nelson war hervorragend: Die Sonne schien. Wir waren am schönsten Strand der Welt und machten perfekte Aufnahmen. Ich wollte losziehen, um ein paar weitere Aufnahmen am Strand zu machen. Doch Nelson hielt mich zurück. Es ist nicht gern gesehen, wenn man Strände filmt, die noch nicht touristisch überlaufen sind. Die Einheimischen wollen nicht, dass die Bekanntheit von unberührten Plätzen ansteigt. Ich ließ mein Vorhaben also bleiben. Wir verbrachten den Tag am Strand und fuhren dann zum Flughafen.

Für die Filmproduktion auf Hawaii haben wir ein spezielles Unterwassergehäuse für ein Surfbrett bauen lassen.

Kapitel 7: Filmen in den Wellen

Am nächsten Tag wollten wir unsere HV20 im eigens angefertigten Unterwassergehäuse ausprobieren. Auch die HVX200 sollte in einer Ewa-marine-Unterwassertasche getestet werden. Wasser gibt es auf Maui überall, doch Sebastian wollte etwas Besonderes und steuerte unser Auto eine Schlammstraße hinunter. Dort gelangten wir über halsbrecherischen Klippen ans Wasser. Meine Begeisterung für Unterwasseraufnahmen verflog, als ich die Wassermassen aggressiv gegen das Riff prallen sah. Ich verzichtete und Sebastian machte sich mit der HV20 allein auf den Weg. Bei einigen Schnorcheltauchgängen erfuhren wir so mehr über das Verhalten der Kamera unter Wasser. So stellte sich heraus, dass das angefertigte Unterwassergehäuse für die HV20 nicht wasserdicht war. Silikon und Gummiabdichtungen halfen uns später weiter. Außerdem mussten wir feststellen, dass sich leichte Gehäuse nicht zum Tauchen eignen. Sie steigen zu schnell nach oben. Der Kameramann hat alle Mühe das Gehäuse zu kontrollieren. Für Tauchgänge war unsere Konstruktion allerdings auch nie gedacht. Außerdem sieht man nicht, was man filmt. Das Gehäuse wurde speziell für den Einsatz auf einem Surfbrett mit vorkonfigurierten Perspektiven gebaut.

Kapitel 8: Kameratechnik, Wind und Regen auf Hawaii

Den gestrigen Test konnten wir gut nutzen, denn diesmal ging es richtig ins Wasser. Auch für mich. Der Plan war ein Interview im Auto auf dem Weg zur Bootrampe zu machen. Von dort aus wurde dann der Jetski samt Surfer ins Wasser gelassen. Das Autointerview machte ich mit einem Weitwinkel auf der HVX200. Angekommen an der Bootsrampe wagte ich mich ins Wasser und ließ mich von den Wellen treiben. Jetski und Surfer machten neben mir einen Stunt nach dem anderen. Ich hatte meine HVX in der Unterwassertasche und die HV20 war am Surfbrett befestigt. Zwei Stunden ging die ganze Aktion, nur um am Ende was festzustellen? Ein Autofokus in einem Unterwassergehäuse, was nur teilweise unter Wasser war, bringt nichts. Nur die Spritzer auf der Frontscheibe waren scharf. Das wäre ein relativ langweilige Filmproduktion auf Hawaii. Außerdem taugt eine bandbasierte Kamera bei starken Erschütterungen nicht. Kopf und Band lösten sich ständig voneinander. Für solche extremen Bedingungen eignen sich nur Festspeicher. Bis auf das gekaufte Material hatten wir also noch immer keine selbst produzierten Surfaufnahmen.

Die Filmproduktion fand an verschiedenen Orten auf Maui und Kauai statt.

Kapitel 9: Helikopterflug und Schnee auf Hawaii

Regen und Sturm konnten uns nicht davon abbringen, einen Helikopterdreh durchzuführen. Ich selbst war noch nie mit einem Heli geflogen und mir war mulmig. Drei Jetskis sollten wir später auf dem Wasser treffen. Wir hatten im Vorfeld alles haargenau abgemacht: Welche Szenen sind wie zu drehen? Wie kommunizieren wir? Wie lange soll was passieren? Als wir in der Luft waren, wurden wir mit den nächsten Problemen konfrontiert: Die CitiDISK-Festplatte schaltete im Helikopter ab, als dieser durch ein paar Luftlöcher flog. Da die HV20 zu leicht war, um die Erschütterungen auszugleichen, musste ich mit der HVX auf Band und somit in DV-PAL aufnehmen. Eine eigens angeschaffte Videobrille eignete sich nicht als Vorschaumonitor. Man kann weder Schärfe noch Blende beurteilen. Außerdem muss man im Helikopter seine Augen immer und überall haben. Das Wetter spielt ebenfalls eine große Rolle. Das Display der Kamera kann man nicht nutzen, wenn man sich aus dem Helikopter lehnt. Der Luftdruck der Rotorblätter reißt den Monitor entweder ab oder schließt ihn. Also lieber weiter innen sitzen und die Kamera halb raushalten. Der Steadystick hat sich bewährt, da er zusammen mit dem optischen Bildstabilisator das Bild einigermaßen ruhig hielt. Das Weitwinkel tat sein übriges. Als der Lotse im Tower dem Helikopterpiloten mitteilte, dass er es in 20 Jahren noch nicht erlebt hat, dass es auf dem höchsten Berg auf Maui schneit, musste ich schmunzeln. War dies doch gleichzeitig auch der klare Hinweis für mich, dass wir heute garantiert nichts mehr drehen konnten. Das Wetter spielte einfach nicht mit.

Kapitel 10: Filmproduktion auf Hawaii - Das wurde daraus

Diese Filmproduktion auf Hawaii hat jede Menge Informationen geliefert. In den vergangenen Tagen haben wir unendlich viele wichtige Informationen über unsere Technik und extreme Bedingungen gelernt. Wir konnten nicht viel filmen, doch Erfahrung haben wir gesammelt, wie bei keinem anderen Projekt. Der geplante Spielfilm entstand jedoch nie. Das Projekt be.real wurde nach der Produktion des Teasers in dieser Form nicht weiter geführt. Das Konzept wurde aus diversen Gründen geändert und angepasst an den Karriereweg des Hauptakteurs Sebastian Steudtner. Wir sind an dieser Stelle aus dem Projekt ausgestiegen.

Der Trailer

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