Künstliche Intelligenz in der Videoproduktion: Maverick
Kommentar: Ralf Biebeler
Lesezeit: ca. 4 Minuten
Künstliche Intelligenz in der Videoerstellung. Da ist eine Sache für sich. Ich experimentiere viel mit Text- und Bilderstellung, aber Video? Das war bis dato eher tricky: wie soll man da was automatisieren? Nun habe ich mir mal Maverick angeschaut. Eine künstliche Intelligenz, die verspricht, dass Videos schnell und einfach personalisiert werden können. Ich lade also ein Video hoch, in dem ein gesprochener Name vorkommt (sagen wir: Thomas). Dann gebe ich an, mit welchen anderen Namen ich das Video gerne hätte (sagen wir: Sandra, Janine, Frederik und Michael) und schon erstellt mir Maverick dieses Video. Super, ich nehme nur einmal ein Video auf und habe am Ende unzählige andere. So weit, so gut.
Zur Einstimmung: Damit wirbt Maverick
Die Realität sieht leider etwas anders aus
Ich gehe also zur Website von Maverick und will sofort mal probieren, ob das wirklich geht. Auf der Seite selbst kann ich derzeit (Februar 2023) jedoch nicht wirklich etwas probieren, mich einloggen, etwas buchen oder auch nur Preise einfach herausfinden. Ich klicke auf den „Get Started“ und werde dadurch mit dem Chatbot verbunden. Ich hasse Chatbots.
Erst ab 100 Videos aufwärts geht’s los
Okay, lasse ich mich mal darauf ein: Der Vorteil ist, dass der Chatbot klar strukturiert ist und ich nichts schreiben muss, sondern nur klicken muss – bis auf meine E-Mail-Adresse und die Firmenwebsite. Der Bot will wissen, wie viele Videos ich plane zu personalisieren und in welchen Sprachen. Zwar bietet er mir an, dass ich 0-100, 100-1.000 oder mehr Videos personalisieren kann, aber leider unterstützt Maverick bisher keine Firmen, die weniger als 100 Videos personalisieren lassen wollen. Warum nicht? Ist ein bisschen schlecht für Kleinunternehmen. Aber gut, bevor mich der Bot rausschmeißt, klicke ich halt doch an, dass ich zwischen 100 und 1.000 Videos personalisieren möchte.
Unterstützte Sprachen: Englisch und Spanisch
Rein theoretisch haben wir auch mehr 100 Kunden, denen wir ein personalisiertes Video senden könnten, aber ich will ja derzeit nur testen. Und nicht jeder unserer Agenturkunden hat so viele Kunden. Insofern gibt es da schon mal die erste Einschränkung. Schauen wir uns die Sprachen an: Englisch und Spanisch. Okay, wir haben sicher den ein oder anderen Kunden, der William heißt. Oder Juan. Aber in der Mehrheit haben wir Kunden mit Namen, die nicht unbedingt Englisch oder Spanisch sind. Eine Nachfrage im Chat (diesmal mit einem echten Menschen und keinem Bot) ergab, dass Maverick die Sprache Deutsch in Q3 oder Q4 einführen will. Nächste Hürde: Was ist mir Kunden, die einen Namen haben, der nicht Deutsch ausgesprochen wird. Na ja, also eine große Hürde für deutsche Unternehmen.
Nicht jeder Name geht
Okay, denke ich mir … ich heiße ja Ralf: Das ist zwar ein deutscher Name, den könnte man aber auch englisch aussprechen. Ich sage dem Chatbot also, dass ich gerne ein Beispielvideo von Maverick hätte, in dem der Name Ralf vorkommt. Ja, äh, geht nicht. Weil, äh, der Name ist nicht in der Datenbank. Hätte ich vielleicht Ralph geschrieben, wäre es gegangen. Aber müsste eine künstliche Intelligenz nicht automatisch erkennen, dass Ralf evtl. wie Ralph ausgesprochen werden könnte? Und selbst wenn nicht: so schwer ist der Name nicht. Sollte eine künstliche Intelligenz damit klarkommen oder nicht? Hmm. PS: Ich habe mir dann den Namen Thomas gegeben. Mit dem ließ ich mir ein Video generieren. Nach 10 Minuten sollte es in meinem Mailpostfach sein, wurde mir versprochen. Bis heute habe ich noch keines erhalten. Auch nicht im Spam-Folder.
Der Preis pro Monat: ab 100 Dollar
Okay, bisher gab’s einige Hürden und für den deutschen Markt funktioniert das wohl noch nicht. Aber ich gebe nicht auf. Vielleicht ist der Preis so unschlagbar, dass ich Videos für Kunden mit englischem oder spanischem Namen erstellen lassen könnte. Also begebe ich mich auf die Suche nach dem Preis. Den finde ich in den FAQ (wieso denn nicht auf einer separaten Preisseite?). Da steht, dass alles individuell ist, es aber im Endeffekt bei Minimum 100 Dollar pro Monat anfängt. Ja, kann man nun überlegen, ob man das gut findet. Generell ist das ja nicht viel.
Und die Quintessenz?
Maverick scheint einen interessanten Ansatz zu haben, aber für den deutschen Markt ist das noch nichts. Ich verstehe nicht ganz, wieso die KI nicht mit meinem Namen klarkommt. Auch die Integration von derzeit nur 2 Sprachen und die Unterstützung nur für Unternehmen, die mehr als 100 Videos senden wollen, halte ich für unglücklich. Meiner Meinung nach hätte Maverick lieber noch ein wenig warten sollen, bis das alles noch ausgereifter und weiter entwickelt ist und nicht mit einem halb garen Produkt an den Markt gehen sollen. Ich schaue mir jetzt mal bonjoro und BombBomb an – vielleicht sind die ja besser als Maverick.