Granaten, Bomben und Explosionen vor der Kamera – härter als James Bond!
Für Carl Friederichs drehten wir schon viel. Aber bei manchen Dreharbeiten stockt auch uns noch der Atem. Denn nicht immer haben wir alles unter Kontrolle, was vor der Kamera passiert. Wenn das Schrapnell einer Granate uns eine Kamera demoliert oder die Druckwelle eine andere Kamera aus der Bahn wirft, ist das alles andere als kontrollierbar. Wieso eine Druckwelle Pionier Brian während des Drehs in den Raum drückte und was 12 Kilo Sprengstoff mit einem Auto machen – lesen Sie hier.
Inhaltsverzeichnis
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Worum geht es überhaupt?
Unser geschätzter Kunde, die Carl Friederichs GmbH, baut Sonderfahrzeuge. Gepanzerte. Die kommen zum Einsatz in gefährlichen Gebieten, wenn es darum geht, Menschen von A nach B zu bringen. Dafür lässt das Unternehmen die Fahrzeuge regelmäßig testen. Das geschieht auf einem Spezialgelände des Beschussamts. Dort werden die Fahrzeuge beschossen und gesprengt. Je nachdem, wie sie danach aussehen (und vor allem, wie die Insassen danach aussehen) erhalten sie eine Zertifizierung über die Panzerung. Carl Friederichs möchte die höchste Stufe – VPAM9 – erreichen. Und wir Pioniere waren dabei, als dies geschah.
Beschossen und besprengt über 5 Tage
Im Sommer 2022 standen Tests an mit einem Toyota Landcruiser und einem IVECO Kastenwagen. Carl Friederichs baute beide Fahrzeuge natürlich um, panzerte sie und schützt somit ihre Insassen vor Minen, Granaten und Beschuss. Das zeigte der Test vor Ort. Für das Kamerateam der Pioniere begannen 5 Tage voller Wumms. Natürlich gab es zwischendurch immer Wartezeiten, denn die Fahrzeuge wurden präpariert, beschossen und geprüft. Dies ist der sogenannte Normbeschuss. Geht ein Projektil durch das Fahrzeug hindurch, gibt es kein VPAM9 Zertifikat. Bei den Fahrzeugen von Carl Friederichs ging nichts durch. In den folgenden Tagen flogen hunderte von Projektilen und jede Menge Sprengstoff auf beide Fahrzeuge.
Schutz von Team und Technik
Weder wir Pioniere noch das Team von Carl Friederichs standen während Sprengung und Beschuss neben den Fahrzeugen. Auch im Auto durfte niemand sitzen, außer speziellen Dummys. Das gesamte Team stand geschützt in einem gepanzerten Bunker und mit entsprechendem Gehörschutz. Nur eine kleine, extra gepanzerte, Luke gab den Blick frei. Das schützte Pionier Brian nicht, als die Druckwelle einer Sprengung auf einem Nachbarplatz ihn von der Wand in den Raum drückte. Ihm ist glücklicherweise nichts passiert. Die Kameras standen verteilt auf dem Gelände, circa 40 bis 50 Meter entfernt, ebenfalls hinter Schutzbunkern. Die massive Druckwelle hat der Technik – rein technisch gesehen – nichts angehabt. Die Aufnahmen liefen. Jedoch verstellten sich einige Kameras (trotz stärkster Befestigung), sodass wir die Aufnahmen teilweise wieder gerade rechnen mussten während des Schnitts. Ein Schrapnell traf eine Kamera. Der Schaden war gering, dennoch sichtbar. Die Kamera funktionierte noch. Doch wer ein solches Schrapnell abbekommt, dem steckt es gewiss tief im Körper.
Belastende Dreharbeiten
Derartige Dreharbeiten sind besonders, weil sie nicht nur zu einem visuell grandiosen Film führen. Sie sind auch belastend. Daher tauschten wir während der Drehtage das Team aus. So konnten wir garantieren, dass wir immer hundertprozentig konzentriert bei der Sache waren. Das hat nicht nur einen Effekt auf die eigene Gesundheit, sondern wirkt sich auch positiv auf den Film aus. Wir kennen belastende Dreharbeiten aus Langzeitdokumentationen in Kraftwerken oder während Dreharbeiten für Radprofis oder während Filmproduktionen für BigWave Surfer Sebastian Steudtner auf Hawaii. Dennoch war dieses Projekt anders: Hier geht es um echte Schüsse und Explosionen. Die Gefahr dahinter ist anders spürbar. Niemand möchte in eine solche Situation geraten. Natürlich schützen die Fahrzeuge Leib und Leben. Das bewiesen sie eindrücklich. Dennoch merkten wir, in welche Situationen sich Menschen begeben (müssen) und was eine Bombe, Granate oder auch „nur“ ein Gewehr anrichten. Da kann James Bond machen, was er will – die Realität ist anders. Pionier Brian kann berichten.
Explosive Pioniere
Vor Ort waren zwei Teams, die wir ungefähr zur Hälfte der Produktion tauschten. Der Grund lag in der Belastung für Team und Technik. Wir tauschten die Teams vorsorglich aus, damit wir immer hundertprozentig bei der Sache waren. So drehten die Pioniere Brian und Marius sowie die Pioniere Daniel und Sebastian. Den Schnitt übernahm Pionier Philip, der die Filme auch in die Sprachen Deutsch, Englisch, Arabisch, Niederländisch, Ukrainisch, Japanisch und Italienisch übertrug.